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Heutiges Datum
6.6.2. Rumänien 2 Brasov mit seinem Charme hatte uns so eingefangen, daß wir kurzentschlossen unseren Aufenhalt um einen Tag verlängerten.Von der Seilbahnstation fuhren wir mit der rosa Telekabina auf den 400m Kronstädter Hausberg Tampa (der Zinne). In der warmen Sonne genossen wir den herrlichen Blick auf die Stadt Brasov und die Südkarparten. Zurückging es über einen herrlichen Wanderweg zur Talstation. Für den nächsten Tag war eine nicht allzu lange Strecke angesagt. Sambata de Sus im dem Fagaras Gebirge sollte unser Ziel sein (25.08.06). In der Nähe einer Ansammlung von Häusern war ein idealer Stellplatz schnell gefunden. Wir standen auf einer unendlich großen, verwilderten Wiese, im Hintergrund schlängelte sich ein Bach und ein Gebirge, welches auf 2500m ansteigt, lag zu unseren Füßen. Eine herrliche Fernsicht ermöglichte einen unendlichen Blick ins Tal. Die Menschen um uns herum grüßten freundlich und vermittelten uns willkommen zu sein. Während unsere Freunde "Urlaub" machen wollten, entschlossen wir uns am nächsten Tag für eine Wanderung. Blacky, unserem treuen Reisebegleiter, wollte Jürgen zuvor aber etwas Gutes tun und ließ ihn frei laufen, in der Annahme, der kommt ja wieder. Weit gefehlt!!!! Eine schwarze Hundedame lockte Blacky in ihren Bann, alles Pfeifen und Rufen unsererseits nützte nichts. Alle Hormone knallten offensichtlich bei Blacky durch, denn so schnell sahen wir Blacky noch nie laufen. Jürgen tröstete uns mit den Worten: "Der kommt in `ner Stunde wieder, ich kenne ja meinen Hund." Aber ... Blacky kam nicht, er kam auch nicht nach zwei Stunden. Nun machten sich auch unsere Freunde Hans und Barbara auf den Weg, um den Hund zu suchen. Außer einem Sturz von Barbara und einer Verletzung am Knie diesbezüglich erreichten wir nichts. Es wurde dunkel, stockdunkel und Blacky immer noch nicht da. Mittlerweile machte sich auch Jürgen auf den Weg, doch außer einer Begegnung mit einem Schweinehirten, erreichte er weiter nichts!!! Mit gemischten Gefühlen und der Frage "Was ist zu tun, wenn Blacky nicht wieder kommt?" gingen wir ins Bett. Wir vertrösteten uns auf den nächsten Tag und als Petra am nächsten Tag die Tür öffnete, stand Blacky schwanzwedelnd vor dieser. Froh und erleichtert wurde er erst einmal gedrückt und begutachtet. Gott sei Dank waren keine äußerlichen Verletzungen erkennbar. Jedoch war der Hund naß, dreckig und verschüchtert. Er wollte sofort ins Wohnmobil, so als wolle er Schutz suchen. Beim Bürsten stellte Jürgen fest, daß er leichte Schmerzen an der rechten Flanke hatte. Ohne Albträume verbrachten wir eine angenehme Nacht, doch die Albträume kamen am nächsten Tag als wir mit unserem LKW durch Bukarest fahren mußten. Südamerika läßt grüßen! Lima ist nicht schlimmer! Schlechte Straßen, absolut keine Verkehrsführung, jeder fährt wie er will, Hauptsache er kommt durch, rote Ampeln werden total ignoriert, nur der Stärkere zählt und viele Straßen für den Deutz gesperrt! Mann oh Mann!!! Irgendwie und irgendwann standen wir vor dem Hauptbahnhof. Bei Jürgen machten sich die Magen- und Darmgrippe wieder bemerkbar und wir parkten ohne Rücksicht auf Verluste unseren Deutz. Raus aus dem Fahrerhaus, rauf auf den Pott, sprach Petra in der Zwischenzeit ein Taxifahrer an, um zu fragen ob er uns weiterhelfen könne. Natürlich konnte er uns weiterhelfen!! Danke!! Wir wollten eigendlich nur auf die A2 Richtung Constanta, der Endpunkt an der rumänischen Schwarzmeerküste. Der Preis wurde ausgehandelt, mündlich und mit allen zehn Fingern, 15 Lei (ca. 5 Euro) und er erklärte sich bereit uns mit seinem Taxi zur Autobahnauffahrt zu führen. Gesagt getan. Er leistete großartige Arbeit, hielt den Verkehr für uns an, wartete immer bis beide Fahrzeuge bei einer grünen Ampel über die Kreuzung kamen, fuhr mit uns über Straßen, die für Fahrzeuge ab 3.5t gesperrt waren. Hier wären wir niemals gefahren. Alles war gut, bis es ans Bezahlen ging. Plötzlich verlangte er den Preis von 50 Lei (15 Euro) und teilte uns mit: "Mein Deutsch isch nich so jut! schuldigung!" Lange Rede, kurzer Sinn, wir haben die 50 Lei mit knirrschenden Zähnen bezahlt, haben ihm einen wunderschönen Tag gewünscht und ihn entlassen. Das nächste Mal werden wir uns die Preise schriftlich mit Unterschrift geben lassen. Man lernt halt immer dazu, aber ohne ihn hätten wir nur mit Schwierigkeiten aus Bukarest heraus gefunden. Nicht der Preis hat uns geärgert, sondern die Art und Weise, wie er uns über den Tisch gezogen hat. Die A2 hat westeuropäischen Standard, sodaß wir dann relativ zügig Constanta und anschließend unser Ziel Vama Veche, direkt an der Grenze zu Bulgarien, am Abend erreichten. Der kleine Ort übersetzt "Alter Zollpunkt" gilt als rumänischer Künstlertreff schlechthin. Inzwischen gibt es hier kleine Pensionen, Restaurants und einen Platz, an dem man offiziell wild campen darf. In den Dünen fanden wir einen Platz direkt am Wasser. Wir campierten zwischen einem bunten Völkchen von Jung- und Althippies, Normaltouristen und so konservativen Typen wie wir. Viele unterschiedliche Nationen waren hier vertreten. Am Strand tummelten sich die Nackedeis und die Angezogenen. Circa 50m rechts von uns lagen zwei rumänische Soldaten in der Sonne und achteten darauf, daß keiner versehentlich über die grüne Grenze nach Bulgarien latscht. Beim Gassigehen mit Blacky wäre Jürgen das Beinahe passiert, aber die netten Soldaten machten ihn darauf aufmerksam. Linke Hand hinter den ganzen Zelten und Wohnwagen reihte sich eine Bar an die andere. Bauvorschriften scheint es hier nicht zu geben, jeder nimmt sich hier ein paar Bretter und ein paar Balken und zimmert sich eine Kneipe oder eine Nippesbude zusammen. Nachts war dementsprechend Remidemi!!! So weit so gut, das Problem war nur, daß auch der hartgesottenste Camper irgendwann einmal auf den Pott muß. Wo also hin? Da bieten sich doch die Dünen an! Da man ja nun den Comfort liebt, wurde nicht weit gelaufen, sondern direkt hinter den Zelten und Wohnmobilen gesch.....! Erfreulicherweise bekamen wir in der folgenden Nacht einen heftigen Sturm, sodaß den lieben Campern das gebrauchte Toilettenpapier um die Ohren flog. An diesem gastlichen Ort haben wir es tatsächlich dann doch noch einenTag ausgehalten und sind nach der zweiten Nacht nach Bulgarien gefahren. 26.08.06  Zu der geplanten Wanderung mußte natürlich Blacky mit. Auch hier fanden wir einen interessanten,aber sehr schwierigen Wanderweg vor. Am Endpunkt machten wir eine kurze Pause und weil Blacky von seinen nächtlichen Erlebnissen so erschöpft war, legte er sich an eine steile Böschung und schlief sofort ein. Eine kurze Ruhepause war ihm gegönnt, aber dann ging es wieder heimwärts. Am späten Nachmittag erreichten wir erschöpft, durchgeschwitzt und hungrig unser Lager. Kaffeepause war angesagt! Abends luden wir unsere Freunde in das nahegelegene Gartenlokal zum Essen ein. Welch ein Zufall... wieder fand vor unseren Augen eine rumänische Hochzeit statt. Wie es denn immer so ist, wenn Jürgen ein paar Bierchen getrunken hat, wird er leichtsinnig und tanzt sogar. Die Hochzeitsmusik inspirierte ihn so sehr, daß wir zur Freude der Hochzeitsgäste richtig mittanzten. Nach einem weiteren Bier und einem Palinka wurde Jürgen übermütig, ging zur Band, organisierte einen Dolmetscher, ging ans Mikrofon und hielt vor den gesamten Gästen eine Rede, die von dem Dolmetscher tadellos übersetzt wurde. Anschließend überreichte er dem jungen Brautpaar einen Lederball von der Deutschen Fußballweltmeisterschaft, mit der Auflage viele Jungen zu zeugen, damit diese später mit dem Ball spielen können. Sowohl Brautpaar als auch Gäste waren gerührt und uns wurde zum Dank ein rumänischer Mohnstuten überreicht. Eine Menge Applaus gab es gratis dazu. Als Dank für die gute, völkerverbindende Tat wurde Jürgen in der Nacht wach, starke Magenkrämpfe ließen keinen Schlaf zu. Am Sonntag war klar, eine Magen- und Darmgrippe ließ ihn nicht zur Ruhe kommen, also fiel der Fahrer aus und Sonntag war Ruhe und Pflege angesagt. Zu Hause hört man ja von Rumänien so dies und das. Wir jedenfalls sind durchweg von Rumänien positiv überrascht. Landschaftlich sehr abwechslungsreich, viele hohe Berge, das riesige Donaudelta, die Schwarzmeerküste, weite Ebenen, große landwirtschaftliche Flächen, viele schnell dahin fließende Flüsse, interessante Städte und last not least viele, viele nette Menschen, die offen und mit einer unbeschreiblichen Herzlichkeit auf uns zu gegangen sind. So wie wir von den Zöllnern bei der Einreise empfangen wurden, so hat sich diese Stimmung auf unserer Reise durch Rumänien fortgesetzt. Die Menschen haben uns teilweise zugewunken, gegrüßt und uns jederzeit geholfen. Ob in gebrochenem Englisch, in gebrochem Deutsch oder mit Händen und Füßen. Es ist uns nicht passiert, nichts ist uns weggekommen, wir hatten niemals, noch nicht einmal ansatzweise das Gefühl der Bedrohung, ganz im Gegenteil, die Menschen gaben uns das Gefühl -WILLKOMMEN- zu sein. Allerdings haben wir in diesem Land auch bittere Armut gesehen und wirklich nur gelegentlich sind wir angebettelt worden. Niemals aggressiv und ein Nein von unserer Seite bedeutete für sie ein Nein. Mit unserem Wohnmobil konnten wir stehen wo wir wollten. Wohnmobilfahrern und Campern möchten wir Mut machen dieses Land zu bereisen. wenn man bereit ist, die teilweise grottenschlechten Straßen zu fahren. Die Straßen sind phasenweise eine Katastrophe: Querrillen, Spurrillen, bis zu 30 cm tiefe Schlaglöcher, fehlende Gullydeckel, teilweise bis zur Mitte weggebrochene Straßenränder, unterspülte Straßen und viele kleine und große Baustellen lassen die Fahrt zum Abenteuer werden. Wer Rumäniens Straßen schafft kann "fast alle Pisten dieser Welt" fahren. Man schafft tatsächlich zwischen 35 und 40 km in der Stunde. Die Verkehrsteilnehmer sind auch nicht so Ohne!! Den rumänischen Fahrer muß man in zwei Kategorien einteilen. Den jungen Highsporn, der sicherlich irgendwann seine Organe spenden möchte und den alten Dacia-Fahrer, den man in keinster Weise einkalkulieren kann. Der hält auch ohne sichtbaren Grund vor einer Straßenbahn auf den Schienen an. Daneben die vielen Esel-, Pferde- und Ochsenkarren, frei herum laufende Gänse, Hühner, Kühe, Schafe und Ziegen und die vielen Menschen. Beim Fahren ist also Vorsicht geboten und man muß für sämtliche Verkehrsteilnehmer mitdenken. Nachts sind wir nie gefahren und können dieses auch nicht empehlen. Dazwischen gab es aber immer wieder gute Straßenabschnitte, die fast westeuropäischen Standard haben. Als weiteren Nachteil haben wir die mangelnde Müllentsorgung empfunden. Die Rumänen sind ein lebenslustiges Volk, die am Wochenende in ihre Natur fahren, um zu zelten, zu grillen und zu piknicken. Leider vergessen sie fast alle ihren Müll mitzunehmen. Wer diese beiden Nachteile wegsteckt, sollte sich Rumänien als Reiseland aussuchen.